U5: Verjüngungskur für unsere Bahnhöfe

Sanierung und Neugestaltung der Hintergleiswände entlang der U5 Süd

Bahnhof Quiddestraße vor der Modernisierung © MVG

Einfache Umsetzung, kostengünstiger Unterhalt und eine ansprechende Optik: Mit diesen Zielen modernisieren wir die U-Bahnhaltestellen Michaelibad, Quiddestraße, Neuperlach Zentrum sowie Therese-Giehse-Allee. Alle vier Bahnhöfe wurden am 18.10.1980 eröffnet. Heute, über 40 Jahre später, ist es notwendig geworden, sie zu sanieren und dabei auch ästhetisch neue Akzente zu setzen.

Im ersten Schritt erneuerten wir die Hintergleisfassaden. Warum? Weil im Laufe der Jahre Mängel an den dortigen Wänden entstanden sind. Kleinere Schäden sind nichts Außergewöhnliches, müssen allerdings behoben werden. So hatte beispielsweise der Klebstoff zur Befestigung der Fassadenplatten seine Lebensdauer überschritten. Schraubenverbindungen in den Wänden wurden mit der Zeit brüchig und der damals verwendete Beton musste z. B. wegen Rissen instandgesetzt werden. 

Neben baulichen Sicherheitsaspekten litt mit den Jahren auch die Optik der U-Bahnhöfe, wie hier auf einem Archiv-Foto der Haltestelle Quiddestraße zu sehen ist. Die einzelnen Fassadenplatten wurden daher von uns nach und nach entfernt, die Deckenelemente abgebaut.

Zwei Aspekte waren uns bei der Modernisierung besonders wichtig: Die Fahrgäste profitieren zunächst von einer zeitgemäßen, ansprechenden Optik, die thematisch stets Bezug nimmt auf die Haltestelle bzw. deren Umgebung. Durch den Verzicht auf Wandverkleidungen in Form von Platten reduzieren wir zudem nicht nur die Kosten der Sanierung, sondern langfristig auch die für den Unterhalt. Es kam eine spezielle Beschichtungstechnik zum Einsatz, die künftig regelmäßige Bauwerksüberprüfungen erlaubt, ohne erst Fassadenplatten aufwendig abbauen zu müssen. Das verursacht auch weniger Beeinträchtigungen für die Fahrgäste. 

Diese Erneuerung der Hintergleisfassaden ist Teil eines umfangreichen Sanierungs- und Modernisierungsprogramms. An den U-Bahn-Haltestellen Michaelibad, Quiddestraße, Neuperlach Zentrum und Therese-Giehse-Allee werden bald noch Haltestellenschilder an den Hintergleiswänden montiert und zu einem späteren Zeitpunkt auch die Säulen und Decken saniert. Weitere Bahnhöfe im Netz Münchens werden nach und nach folgen.

Unser Gestaltungskonzept

Am Bahnhof Neuperlach Zentrum testeten wir vorab die verschiedenen Wand-Designs © MVG

Die vier Haltestellen auf dem Süd-Ast der U5 erzählen ab sofort eine spannende Geschichte – jeweils ihre eigene. Durch eine attraktive wie kreative Neugestaltung der Hintergleiswände hat jeder Bahnhof eine unverwechselbare Optik bekommen. Individuelle Symbole und Bilder vor Ort spiegeln die Gegend sowie berühmte Namensgeber*innen der Haltestellen wider.

So sind nun an der U-Bahn-Station Michaelibad Wellen und Wasserbälle hinter den Gleisen zu sehen, Friedenstauben zollen wiederum dem Nobelpreisträger Ludwig Quidde an gleichnamiger Haltestelle Respekt. In Neuperlach Zentrum ragen Hochhäuser an den Hintergleiswänden empor, während an der Therese-Giehse-Allee Portraits an die beliebte Münchner Volksschauspielerin erinnern. Durch ein einheitliches Farbkonzept bleibt die Erkennbarkeit als zusammenhängender Linienabschnitt der U5 erhalten.

Bei den Arbeiten kam eine spezielle Beschichtungs-Technik zum Einsatz, die vergleichsweise kostengünstig und schnell umsetzbar ist. Mithilfe von Folien, die als Schablonen dienen, wurden die jeweiligen Muster und Symbole auf die Wände gebracht. Nachdem die Farben getrocknet waren, wurden die Folien wieder entfernt.

Durch die schnelle Umsetzbarkeit der Neugestaltung konnte diese parallel zu den oben beschriebenen Sanierungsmaßnahmen erfolgen. Dadurch wurden die Einschränkungen für Fahrgäste auf ein Minimum reduziert.

Zum Durchklicken: So sehen die vier Haltestellen nach der Sanierung und Modernisierung aus

 

Der Zeitplan

Unsere Arbeiten fanden in zwei Phasen statt. In der ersten modernisierten wir an den Bahnhöfen jeweils die Wände hinter Gleis 1. Danach folgte Phase 2, in der die Wände hinter Gleis 2 saniert wurden. Hier die einzelnen Schritte im Überblick:

  • Dezember 2021: Sanierungsbeginn (Phase 1) der Haltestellen Michaelibad, Quiddestraße, Neuperlach Zentrum, Therese-Giehse-Allee. Die veralteten Hintergleisfassaden wurden abgebaut.
     
  • Februar 2022: Die Wände hinter Gleis 1 wurden an den Bahnhöfen freigelegt, saniert und im nächsten Schritt mit den jeweiligen Grafik-Elementen verziert. Zuvor fand an einer Musterfläche (Neuperlach Zentrum) ein Testlauf der modernen Beschichtungstechnik statt.
     
  • März 2022: Phase 1 der Modernisierung wurde abgeschlossen. Die Hintergleiswände der vier Haltestellen an Gleis 1 erstrahlen ab sofort im neuen Look. In Phase 2 entfernten wir dann die Fassaden hinter Gleis 2.
     
  • Mai 2022: Die Wände an Gleis 2 wurden saniert und wir konnten auch hier mit den Malerarbeiten beginnen.
     
  • August 2022: Phase 2 ist abgeschlossen, unsere großflächige Modernisierung der Hintergleiswände an den vier U-Bahnhöfen beendet. In den Wochen danach fanden punktuell kleinere Ausbesserungen statt. Die jeweiligen Stationsnamensschilder werden noch im Laufe des Jahres an den Hintergleiswänden angebracht. 
     

Die Haltestellen im Einzelnen - das bedeuten die individuellen Gestaltungen

Michaelibad

► In den 1950er Jahren wurde das Michaelibad in München eröffnet und über die Jahre weiter ausgebaut. Es ist das größte Freizeitbad der Stadt. 1972 diente es bei den Olympischen Spielen als Trainingsstätte für Schwimmer*innen. Da ist es nur logisch, dass wir die gleichnamige U-Bahnhaltestelle mit grafischen Elementen wie Wellen, Wasserbällen und Schwimmer*innen an den Hintergleiswänden schmücken.

Quiddestraße

► Durch die U-Bahnstation Quiddestraße fliegen Friedenstauben! Zwar keine echten, jedoch sind sie an den Wänden hinter den Gleisen zu sehen. Der Grund: Die Haltestelle ist nach dem Politiker und Historiker Ludwig Quidde benannt. Er erhielt im Jahre 1927 den Friedensnobelpreis für seine Leistungen in der deutschen Friedensbewegung. Sein Leben widmete er ganz dem Pazifismus. Quidde starb 1941 im Alter von 82 Jahren.

Neuperlach Zentrum

► München wächst. Damals wie heute. 1960 hat daher der Stadtrat den Bau von sog. Entlastungsstädten entschieden. Die Menschen sollten damit mehr Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten in München bekommen. Im Zuge dessen entstand so auch die Großsiedlung Neuperlach, deren Zentrum 1978 fertiggestellt wurde. Urbanes Design mit markanten Hochhäusern spiegelt an den Hintergleiswänden der Haltestelle die dortige Umgebung wider.

Therese-Giehse-Allee

► Eine große Münchnerin: Die Schauspielerin Therese Giehse lebte von 1898 bis 1975 und wurde für ihre vielseitigen Rollen berühmt. Sie spielte u.a. in Stücken von Bertolt Brecht und trat in ihrem eigenen Kabarett-Ensemble "Die Pfeffermühle" auf. 1933 floh sie vor dem Nationalsozialismus aus München. Die Flucht hielt Giehse allerdings nicht davon ab, auch im Ausland erfolgreich auf die Bühne zu gehen. Sie wurde 76 Jahre alt. Neben München wurden auch in Zürich, Berlin und Hamburg Straßen nach ihr benannt. Wer in unserem U-Bahnhof Therese-Giehse-Allee auf den Zug wartet, wird Porträts von ihr an den Wänden sehen.

Noch Fragen?

An den Bahnhöfen Michaelibad, Quiddestraße, Neuperlach Zentrum und Therese-Giehse-Allee sah man an den Wänden hinter den Gleisen Abplatzungen, also Stellen, an denen nach der großflächigen Modernisierung noch Farbe fehlte. Warum?

Alle diese Stellen wurden von uns korrigiert, sodass die Wandgestaltungen farblich einheitlich sind. Zur Erklärung der Arbeiten: Auf die Wände wird zunächst ein Grundton aufgetragen. Danach werden dort Folien mit den jeweiligen Mustern und Motiven aufgeklebt. Diese dienen als Schablonen, welche wiederum mit entsprechender Farbe übermalt werden. Beim anschließenden Abziehen der Folien können solche Abplatzungen entstehen, da sich gelegentlich zu viel Farbe mit ablöst. Im letzten Arbeitsschritt besserten wir diese Stellen dann aus.

Wird es an den Hintergleiswänden Schilder mit dem Haltestellennamen geben?

Ja, für eine bessere Lesbarkeit lassen wir im Laufe des Jahres Haltestellenschilder an den vier besagten U-Bahnhöfen anbringen.

Warum sehen die Hintergleiswände in echt leicht anders aus als auf den Entwürfen der MVG?

Zum einen handelt es sich bei den Entwürfen um gestalterische Visualisierungen, die vorab einen Eindruck über die jeweilige Modernisierung geben sollen. Zum anderen gehen die Arbeiten an der U5 Süd weiter. Wir werden zu einem späteren Zeitpunkt u.a. auch die Beleuchtung vor Ort erneuern. Bei unseren Entwürfen wurde beispielsweise die neue Beleuchtung in den Darstellungen bereits berücksichtigt.

Was wird unternommen, damit die Wandgestaltungen auch langfristig ansprechend aussehen? Schließlich können diese mit der Zeit verblassen oder verschmutzen.

Die Wandflächen werden von uns regelmäßig gewartet und instandgehalten, so dass die Langlebigkeit der Gestaltungen gewährleistet wird. Die von uns gewählten Farbprodukte sind reinigungsfähig. Das bedeutet, die Flächen werden auch zukünftig bestmöglich sauber gehalten.

Wieso ist eine Wartung hinter Paneelen im Vergleich zur neuen Gestaltungslösung aufwendiger?

Wir sind gemäß der aktuellen Normenlage verpflichtet, sämtliche tragenden Bauteile in regelmäßigen Intervallen einer Bauwerksprüfung zu unterziehen. Eine Verkleidung der Wände müsste dann entsprechend oft de- und remontiert werden, welches einen erheblichen Aufwand und ggf. Einschränkungen für die Fahrgäste durch Gleissperrungen bedeuten würde.