Dienstag, 07.03.2023

Neubaustrecke U9: Planung geht in nächste Phase – Vermessungsarbeiten für die Zukunft des ÖPNV

Die U9 erreicht ein neues Level: Die Stadtwerke München (SWM) forcieren die Planung für das größte Neubauvorhaben im U-Bahnnetz seit mindestens 20 Jahren. Zu diesem Zweck laufen seit dieser Woche umfangreiche Vermessungsarbeiten. Das Projekt U9 wird damit erstmals im Stadtgebiet sichtbar.

v.l.: Markus Unterreiter (Gesamtprojektleiter U9), Katrin Habenschaden (zweite Bürgermeisterin), Dr.-Ing. Jeanne-Marie Ehbauer (Baureferentin), Rudolf Cermak (BA 2), Ingo Wortmann, SWM Geschäftsführer Mobilität und MVG-Chef © MVG

Die SWM planen die Neubaustrecke gemeinsam mit dem Baureferat der Landeshauptstadt München. Die U9 soll auf gut zehn Kilometern das bestehende U-Bahnnetz massiv entlasten und neue Direktverbindungen vom Hauptbahnhof zur Allianz-Arena sowie zwischen den Uni-Standorten im Norden, im Süden und in der Innenstadt schaffen.

Mit dem Beschluss zur Finanzierung des Vorhaltebauwerks für die zukünftige U9-Station am Hauptbahnhof hatte der Stadtrat Ende 2022 ein klares Bekenntnis für die U9 ausgesprochen und damit den Weg für die Fortsetzung der Planung freigemacht.

Die zweite Bürgermeisterin der Landeshauptstadt München, Katrin Habenschaden: „Die U9 ist das größte und wichtigste städtische Infrastrukturprojekt seit Jahrzehnten. Von der neuen Linie profitieren einmal unsere Kinder und Enkel. Ich bin froh, dass der Stadtrat trotz der angespannten Haushaltslage und ungeklärten Förderung den Mut hatte, ein solches Zukunfts-Projekt aufs Gleis zu setzen. Ohne ein gut ausgebautes U-Bahnnetz wird die Verkehrswende in München nicht gelingen, und ohne die Verkehrswende werden wir die Klimakrise nicht bewältigen. Aber selbst eine wohlhabende Stadt wie München kann die erforderlichen, riesigen Investitionen in den ÖPNV nicht aus eigener Kraft stemmen. Ich appelliere an Bundesverkehrsminister Wissing, die Fördermittel deutlich anzuheben und auch die Förder-Methodik zu reformieren, damit die Städte Planungssicherheit beim ÖPNV-Ausbau haben und nicht ewig in der Luft hängen.“

Baureferentin Dr.-Ing. Jeanne-Marie Ehbauer: „Der Beginn der Vermessungsarbeiten zur U9 markiert den Auftakt zum nächsten von den drei neuen U-Bahn-Abschnitten, die in unserem Aufgabenbuch stehen. Die Entlastungsspange U9, die Verlängerungen der U5 nach Pasing und Freiham sowie die Verlängerung der U4 nach Englschalking sind allesamt so ehrgeizige wie zukunftsweisende Projekte. Um nicht weniger als 20 Prozent soll das bestehende Netz insgesamt wachsen, mit 18 neuen U-Bahnhöfen und 21,5 Kilometern neuer Strecke. Damit wir diese ambitionierten Ausbauprojekte baulich und planerisch weiter vorantreiben können, sind wir bereits dabei, die notwendigen Personal-Strukturen neu aufzubauen. Die Verlängerung der U5 vom Laimer Platz nach Pasing setzt das Baureferat bereits seit Anfang 2022 baulich um. Für die weitere Verlängerung der U5 bis nach Freiham und die U9 hat der Stadtrat den Bau von Vorhaltebauwerken beschlossen. Damit stellt München in schwierigen Zeiten mutig die Weichen für einen noch aufnahmefähigeren ÖPNV und klimafreundliche Mobilität.“

Ingo Wortmann, SWM Geschäftsführer Mobilität und MVG-Chef: „Die U9 sichert die Leistungsfähigkeit der Münchner U-Bahn für die nächste Generation und ermöglicht den erforderlichen weiteren Ausbau. Sie verbindet Schwabing, Sendling, Garching und Martinsried direkt mit dem Hauptbahnhof. Sie entlastet die U3 und U6 im Innenstadtbereich um bis zu 44 Prozent und kann in einem weiteren Schritt mit einer direkten Verknüpfung den nördlichen Abschnitt der U2 um etwa 40 Prozent entlasten.

Die beiden sanierungsbedürftigen Stationen Poccistraße und Implerstraße werden durch einen neuen Bahnhof ersetzt. Während des Baus kann der Verkehr im Bestandsnetz aufrechterhalten werden. Der neue Bahnhof schafft optimale Umsteigebeziehungen zwischen der U3 und der U9 und bietet eine Verknüpfung mit dem geplanten Regionalzughalt.

Das Bekenntnis des Stadtrats zur U9 ist wegweisend und der Ausgangspunkt für die Intensivierung unserer Planungen. Bund und Länder müssen Verbesserungen für den Umweltverbund und damit positive Effekte für das Klima und die Mobilitätswende stärker fördern. Dieser Fokus muss zukünftig auch im Berechnungsverfahren der sogenannten Standardisierten Bewertung berücksichtigt werden.“

Vermessungen als Grundlage für die Vorplanung
Bis Ende des Jahres führt ein Ingenieurbüro im Auftrag der SWM großflächige Vermessungsarbeiten an der Oberfläche und in den U-Bahnhöfen durch. Die Arbeiten finden im Korridor der geplanten Neubaustrecke in den Stadtbezirken Schwabing-Freimann, Schwabing-West, Maxvorstadt, Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt und Sendling auf öffentlichem Grund sowie teilweise auch auf privaten Grundstücken statt. Die Messergebnisse sind eine wichtige Grundlage für die weitere Planung der U9.

Markus Unterreiter, Gesamtprojektleiter U9 bei den SWM: „Durch die Messdaten wollen wir den Bestand im Stadtgebiet – das sind vor allem Gebäude aber auch Beleuchtungsmasten, Zäune und Mauern, Bäume oder auch Kanaldeckel – so genau wie möglich planerisch darstellen. Das ist bei einem so umfangreichen und komplexen Projekt wie der U9 erforderlich, um die nötige Planungsqualität sicherzustellen und die richtigen Entscheidungen für die weiteren Umsetzungsphasen zu treffen. Ganz konkret werden uns die Messungen zum Beispiel dabei helfen, Baufelder verträglich zum Bestand zu gestalten sowie die Bahnhöfe und Notausgänge besser planen zu können.“

Eine weitere wichtige Planungsgrundlage ist die Erkundung des Untergrunds entlang der zukünftigen U-Bahntrasse. Zur Beurteilung der Baugrund- und Grundwasserverhältnisse werden voraussichtlich ab Ende dieses Jahres Bohrkerne im Bereich des zukünftigen Trassenkorridors gezogen. Auf dieser Grundlage werden unter anderem die späteren Bauverfahren festgelegt. Die Vermessung und die Erkenntnisse aus den Bohrungen fließen in die weitere Planung ein.

Aktueller Stand der Planungen
Die Bauarbeiten für die U9 sollen Anfang der 2030er-Jahre beginnen. Anfang der 2040er-Jahre könnten die ersten Abschnitte der U9 somit in Betrieb gehen. Aktuell wird die Beauftragung der ersten Planer vorbereitet und soll noch in diesem Jahr erfolgen.

Die Planungen sehen bisher so aus: Die U-Bahnhöfe Impler- und Poccistraße werden zusammengelegt und durch einen Neubau ersetzt. Am Esperantoplatz entsteht eine zweite Wiesn-Station. Am Hauptbahnhof wird im Zusammenhang mit dem neuen Empfangsgebäude der DB ein zusätzlicher U-Bahnhof mit direktem Übergang zur 2. S-Bahn-Stammstrecke errichtet. In der Maxvorstadt ist ein neuer U-Bahnhof bei den Pinakotheken vorgesehen. Darüber hinaus entsteht eine Station am Schwabinger Elisabethplatz. Die Münchner Freiheit erhält ein weiteres Bahnhofsbauwerk mit direkter Anbindung an die Bestandsstation. Nördlich des Hauptbahnhofs ist zudem ein Abzweig auf die U2 von und nach Feldmoching geplant (U29), der zusätzliche Kapazitäten im wachsenden Einzugsbereich des nördlichen Abschnitts der U2 schafft.

Die wichtigsten Gründe für die U9 im Überblick
Die Neubaustrecke ist Voraussetzung, um die Verkehrswende zu schaffen und damit die Klimaschutzziele zu erreichen. Sie wirkt im U-Bahnnetz wie eine Art Bypass.

  • Die U9 schafft Platz: Die Kapazität auf den Nord-Süd-Strecken wächst massiv. Die überlaufenen Umsteigebahnhöfe und stark frequentierten Streckenabschnitte im Stadtzentrum werden durch die Neubaustrecke stark entlastet. Das ist Voraussetzung für die erforderlichen Taktverdichtungen.
  • Das Risiko für Verspätungen reduziert sich: Die U-Bahnlinien werden entflochten, so dass sich Störungen nicht mehr von der einen auf die andere Strecke übertragen.
  • Das Netz gewinnt an Flexibilität: Bei Baustellen und anderen Betriebsunterbrechungen gibt es mit der U9 neue Umfahrungsmöglichkeiten.
  • Es entstehen neue Direktverbindungen: So kommt man vom Hauptbahnhof ohne Umsteigen zum Beispiel nach Sendling, zur Allianz Arena und nach Garching. 
  • Das Oktoberfest bekommt einen neuen Halt: den U-Bahnhof Esperantoplatz. Damit wird auch der U-Bahnhof Theresienwiese spürbar entlastet.
  • Die Neubaustrecke schafft auch Spielräume für Angebotsverbesserungen auf den Außenästen. Sie ist gleichzeitig Voraussetzung für weitere Streckenverlängerungen.

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