Arbeitsbereich U-Bahn

Hier laufen alle Fäden zusammen

U-Bahn

Den operativen Kern des Münchner U-Bahnsystems bildet der Arbeitsbereich U-Bahn innerhalb des MVG-Betriebszentrums. Hier wird die Koordination und Überwachung des gesamten U-Bahnbetriebes abgewickelt. In den ersten Jahrzehnten der Münchner U-Bahn wurde die Zugsicherung noch in den Stellwerken vor Ort bedient. Seit rund 20 Jahren sind alle betrieblichen Steuerungsfunktionen im Betriebszentrum zusammengefasst. Alle U-Bahnstellwerke, bis auf das Stellwerk Kieferngarten, werden nun von der Zentrale aus vollautomatisch ferngesteuert. In der Leitstelle laufen alle wichtigen Informationen aus den Bereichen der Zugsicherung und der Bahnhofsüberwachung sowie wichtige Nachrichten vom Aufsichts- und Servicepersonal, von Fahrer*innen und von den technischen Streckendiensten zusammen. Sie werden hier ausgewertet und an die zuständigen Abteilungen zur Bearbeitung weitergeleitet.

Die Leitstelle wird auch über alle Unregelmäßigkeiten und Störungen informiert und kann damit schnell und bedarfsgerecht reagieren, um Fahrgäste zu benachrichtigen und für Abhilfe zu sorgen. Im Rahmen des Störungsmanagements funktioniert die Zusammenarbeit mit der Polizei, der Feuerwehr, der Rettungsleitstelle sowie mit der U-Bahnwache und dem eigenen Servicedienst reibungslos.
 

Die Koordination des U-Bahnbetriebes ist Teamarbeit

Vielfältige Tätigkeiten
Insgesamt 23 Arbeitsplätze, ausgestattet mit modernster Kommunikationstechnik, stehen für den Betriebszweig U-Bahn zur Verfügung. Sechs davon sind schon heute für zukünftige Netz- und Angebotserweiterungen (z.B. die geplante Entlastungsspange U9) reserviert. 

Der Arbeitsbereich ist korrespondierend zum U-Bahnnetz in drei Bereiche aufgeteilt: Jeder Bereich ist mit eine*r Disponent*in, zwei Stellwerker*innen und eine*r Disponent*in für die Fahrgastinformation besetzt. Pro Insel werden je zwei U-Bahnlinien und fünf Stellwerksbereiche koordiniert. Ein Arbeitsplatz kümmert sich schwerpunktmäßig um das Servicepersonal, das während der Betriebszeiten der U-Bahn permament im Netz unterwegs ist. Wichtig ist auch die Arbeit der Personaldisponent*innen, die die kurzfristige Einteilung des Fahrpersonals übernehmen. Zwei Einsatzkoordinator*innen der U-Bahnwache haben die Sicherheit im Blick und stehen in ständigem Kontakt zu den Streifen im Netz.

Ein Einblick in die Betriebs- und Sicherheitstechnik

Linienzug-Beeinflussung (LZB)
Die U-Bahn bringt es auf eine Höchstgeschwindigkeit von 80 Stundenkilometern und auf eine mittlere Geschwindigkeit von 36 km/h. Möglich macht dies eine zuverlässige Technik, die so genannte Linienzug-Beeinflussung, kurz LZB. Der Zugbetrieb ist weitestgehend automatisiert und wird über Rechner gesteuert. In der Hauptverkehrszeit können so die Züge dicht hintereinander fahren. Die U-Bahnfahrer*innen starten ihr Fahrzeug per Knopfdruck, während das Beschleunigen und Bremsen die Zugautomatik übernimmt. Die Fahrer*innen können sich so auf andere wichtige Aufgaben konzentrieren, etwa den Fahrgastwechsel in den U-Bahnhöfen. Bei Abweichungen vom Regelbetrieb wird auf manuellen Betrieb umgeschaltet. Dann muss das Fahrpersonal die beleuchteten Signale entlang der Strecke beachten.

Zugsicherung
Die Zugsicherung läuft in den Stellwerken vor Ort ab, von denen es auf jeder U-Bahnlinie mehrere gibt. Diese Stellwerke werden per Fernsteuerung aus dem Betriebszentrum bedient. In den Stellwerken werden den Zügen zentral Fahrstraßen und Weichen eingestellt und über Signale gesichert. So kann sich in einem Abschnitt zwischen zwei Signalen immer nur ein Zug befinden. Würde ein Wagen dennoch ein Rot-Signal überfahren, würde er sofort automatisch gebremst werden.

Stromversorgung der Züge
Die U-Bahn fährt mit Gleichstrom, die Spannung beträgt 750 Volt. Ihre Antriebskraft bezieht sie von einer Stromschiene direkt neben den Fahrgleisen, der so genannten Dritten Schiene. Auf allen Stammstrecken und ihren Abzweigungen sind im Abstand von etwa zwei Kilometern Gleichrichterwerke untergebracht. Sie werden aus Umspannstationen der Stadtwerke München mit 10.000 Volt-Spannung gespeist und wandeln über Transformatoren, Gleichrichter- und Schaltanlagen die zugeführte Energie in Gleichstrom für die Stromschiene um. Zentral gesteuert und überwacht werden die Gleichrichterwerke von der Schaltwarte auf dem SWZ-Campus. Hier werden eventuelle Störungen schnell erkannt und Abhilfemaßnahmen eingeleitet.

Aufgaben der Disponent*innen

Die Disponent*innen koordinieren den gesamten U-Bahnverkehr. Sie überwachen die Pünktlichkeit und die Anschlüsse, entscheiden zum Beispiel im Störungsfall über betriebliche Maßnahmen und geänderte Zugeinsätze. Ihre wichtigsten Arbeitsmittel sind schematische Darstellungen auf den Großbildleinwänden, der so genannte Zuglauf. Diese Bilder liefern einen Überblick über das gesamte Netz, jeden eingesetzten U-Bahnzug und seinen jeweiligen Standort. Die Disponent*innen erteilen auch die Genehmigung für das Betreten der Tunnel und sorgen dort für die notwendige Beleuchtung.

Zu früh? Zu spät?
Mit Hilfe des Zuglaufmonitors können Disponent*innen die Strecke und den Standort der einzelnen Züge erkennen. Durch die Anzeige der Linien- und Kursnummer eines jeden Zuges erhalten die Mitarbeiter*innen einen guten Überblick über den Betriebszustand. Die Rechner überwachen die Fahrplanlage der Züge. Durch eine zusätzliche Zahlenangabe bei der Zugnummer wird erkennbar, ob ein Zug Verfrühung oder Verspätung hat. Verdeutlicht wird dies noch durch verschiedene Farbmarkierungen: Züge, die dem Fahrplan mehr als zehn Sekunden voraus sind, werden auf dem Bildschirm rot markiert, Verspätungen ab einer Minute erscheinen blau. Außerdem werden Gleissperrungen, Stromabschaltungen sowie Baustellen und Geschwindigkeitsbeschränkungen auf der Strecke und im Abstellgleis angezeigt.

Überblick ist wichtig
Die so genannten statischen Bilder zeigen den Disponent*innen im Überblick in räumlich gedrängter Form zum Beispiel das Gleisbild eines Bahnhofes, mit Gleis-, Weichen- und Signalbezeichnungen. Der Rechner beschafft diese Informationen über ein Fernwirksystem von den örtlichen Stellwerken.

Immer in Kontakt bleiben
Weitere Kommunikationsmittel sichern einen guten Kontakt innerhalb des Betriebes, aber auch zu den Fahrgästen: Über Funk haben die Disponent*innen jederzeit Kontakt zu den U-Bahnfahrer*innen sowie dem Betriebspersonal. Zur Polizei, Feuerwehr, Rettungsleitstelle und S-Bahn München bestehen Direktleitungen.

Sicherheit wird groß geschrieben
Zur Sicherheit der Fahrgäste sind in sämtlichen Bahnhöfen Notrufeinrichtungen installiert. Notrufe von dort kommen am zuständigen Arbeitsplatz an. So kann das Betriebszentrum bei Bedarf sofort zur Polizei und zur Feuerwehr durchschalten. Das Gleiche gilt für Notrufe aus den Aufzügen.

Aufgaben des Bereiches Fahrgastinformation

Die Mitarbeiter*innen der Fahrgastinformation beobachten auf Monitoren den aktuellen Zugverkehr und koordinieren das Servicepersonal vor Ort. Bei Störungen können sie mittels einer Beschallungsanlage die Fahrgäste per Lautsprecher umgehend informieren. Dabei kann jeder Bahnhof einzeln, bestimmte Streckenabschnitte oder die ganze Linie zugleich angesprochen werden. Zeitgleich informieren die Mitarbeiter*innen die Fahrgäste auch mittels Lauftexten auf den Zugzielanzeigern und durch Mitteilungen in der App MVG Fahrinfo München sowie hier auf Website. Zu den weiteren Aufgaben zählt die Regelung der Beleuchtung in den Bahnhöfen. Außerdem kontrollieren die Mitarbeiter*innen von hier aus die Fahrtreppen und Lifte und überwachen die Klima-, Rauch- und Feuerschutzanlagen.

Der direkte Draht in die U-Bahnhöfe
Die Mitarbeiter*innen der Leitstelle überwachen nicht nur den Betrieb der U-Bahnen, sondern auch das Geschehen in den U-Bahnhöfen: Auf den Großbildleinwänden, aber auch auf Monitoren an den einzelnen Arbeitsplätzen, werden laufend Videobilder aus den 100 Münchner U-Bahnhöfen angezeigt. Diese Bilder werden von Videokameras in den U-Bahnhöfen aufgenommen und dann in einem festen Zeittakt - im Rhythmus zwischen zehn und 160 Sekunden - abgerufen. Bei Bedarf kann jeder Bahnhof natürlich auch direkt angewählt werden.

Management im Störungsfall
Sollte einmal aufgrund einer größeren Störung der Fahrplan durcheinander geraten, gilt es, die Auswirkungen für die Fahrgäste möglichst gering zu halten und für eine umfassende und aktuelle Information zu sorgen. Während die Mitarbeiter*innen aus dem Bereich Fahrgastinformation die aktuellen Details zur Störung kommunizieren und dabei auch verkehrsmittelübergreifend denken, koordinieren die Schichtleiter*innen das Zusammenspiel der internen und externen Kräfte. Bei Bedarf werden ein Schienenersatzverkehr eingerichtet und Polizei sowie Feuerwehr alarmiert.

Nach der Störung ist vor der Störung
Der Einsatz von bis zu 500 Bussen, rund 100 Trambahnen und gut 90 U-Bahnen in der Hauptverkehrszeit geht leider nicht immer reibungslos. Umso wichtiger ist es, vergangene Störungen zu analysieren, um einen permanenten Verbesserungsprozess einzuleiten. Dazu wurde im Betriebszentrum auch ein Schulungsraum eingerichtet, in dem die Mitarbeiter*innen von zwei erfahrenen Trainern regelmäßig im Störungsmanagement unterrichtet werden. Unter realen Rahmenbedingungen können an originalgetreuen Arbeitsplätzen Störungen simuliert und besprochen werden. Damit soll gewährleistet werden, dass alle beteiligten Kräfte effektiv miteinander arbeiten, um möglichst schnell wieder den Regelbetrieb herstellen zu können.

Aufgaben der Stellwerker*innen

Ausfahrtssignale wie dieses am U-Bahnhof Oberwiesenfeld werden vom Stellwerk aus gesteuert.

Auch die Stellwerker*innen benutzen schematische Darstellungen auf Monitoren für ihre Arbeit. Sie können auf ihren dynamischen Bildern den Status aller Elemente wie Signale, Weichen, Gleisfreimeldekreise, Fahrsysteme etc. erkennen und bedienen. Die Stellwerker*innen sind außerdem zuständig für die Fernsteuerung der dezentralen Relaisstellwerke. Sie steuern die Weichen sowie die Signale und stellen damit über die Zugsicherungstechnik die so genannten Fahrstraßen für die U-Bahnzüge ein. Außerdem sind die Mitarbeiter*innen im Stellwerksdienst verantwortlich für Rangier- und Überführungsfahrten in die Werkstatt. 

Einsatz auch auf der Strecke
Alle Stellwerker*innen haben die Qualifikation zum Verkehrsmeister bzw. zur Verkehrsmeisterin. Dadurch sind sie regelmäßig auch außerhalb des Betriebszentrums im Einsatz. Als Verkehrsmeister*in im Streckendienst oder aber hinterm Steuer eines Unfallhilfswagens (UHW) sind sie eine Art betriebliche Feuerwehr. Sie helfen unter anderem bei feststeckenden Aufzügen, überführen Züge in die Werkstatt oder bekommen dank ihrer technischen Ausbildung auch defekte Züge wieder zum Laufen.